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Die Relative Solmisation

Solmisation - was ist das eigentlich?


Die Solmisation bezeichnet eine Methode, bei der Tönen, genauer gesagt Tonhöhen, eine bestimmte Silbe und ein Handzeichen zugeordnet werden. Dies ist aber nicht zu verwechseln mit den Notennamen, also C - D - E - F usw. Die Solmisationssilben beziehen sich auf die Tonstufe, also ihre Funktion innerhalb der Tonleiter.


Um das etwas zu verdeutlich, hier ein kleines Beispiel: Der Grundton (das „Zuhause“ eines Liedes) hat die Silbe „Do“. Wenn wir ein Lied in C-Dur singen, also die C-Dur-Tonleiter zugrunde liegt, so ist C unser „Do“. Singen wir nun aber ein Lied in F-Dur, so ändert sich der Grundton des Liedes auf F, in der Solmisation wird er dann aber immer noch als „Do“ gesungen.

Klingt vielleicht erstmal kompliziert, wird aber in der Praxis schnell deutlich. Die Silben der relativen Solmisation bezeichnen die Funktion eines Tones, die Zusammenhänge der Töne untereinander könnte man sagen - der Notenname die absolute Tonhöhe.

Mit der Verknüpfung von Tonhöhe und einer Handgeste, die vertikal vor dem Körper gezeigt wird, wird die Melodie sichtbar und ganzheitlich wahrgenommen. Die Tonhöhenverhältnisse werden mit Silbe, klingender Tonhöhe und Geste verinnerlicht. Bestenfalls wählt man die Abstände der Handzeichen auch so, dass sie in Relation zu den erklingenden Tonhöhenabständen stehen. Das „Do“ sitzt beispielsweise auf Höhe des Brustbeins, das „So“ vor der Nase und das hohe „Do“ über dem Kopf. So wird eine Tonleiter vor dem Körper deutlich.





Geschichte der Solmisation


Die Solmisationssilben erschienen erstmals Anfang des 10.Jahrhunderts. Der Benediktinermönch Guido von Arezzo nahm die Anfangssilben der Zeilen des „Johanneshymnus“ (damals noch Ut, Re, Mi, Fa, So, La). Diese Zeilen begannen immer mit dem nächstgelegenen höheren Ton der Tonleiter. Dadurch konnten Tonhöhen erstmals benannt und weitergegeben werden.


Aus dem „Ut“ wurde später das „Do“ und die 7.Stufe, das „Ti“ (oder manchmal auch „Si“ genannt) kam später hinzu.


Übrigens ist es Guido von Arezzo ebenfalls zu verdanken, dass wir unsere heute bekannten Tonnamen (C, D, E, usw.) und das Notenlinien-System haben. Eine ziemlich wichtige Persönlichkeit für unsere Musikpraxis also.








Relative und absolute Solmisation


In manchen Ländern entwickelte sich die Solmisation etwas anders. Sie verwenden die Silben für absolute, also genau definierte Tonhöhen. Kurz gesagt, in Frankreich zum Beispiel heißt im „Solfège“ ein C „Do“ oder ein G „So“, und das unabhängig, in welcher Tonart wir uns befinden. Es gibt dann auch Silben für die nicht-diatonischen Töne, also die Töne außerhalb der Dur oder Moll-Skala, aber das geht hier etwas zu weit.


Solmisation in der Praxis


Die Solmisation ermöglicht einen praktischen und intuitiven Zugang zum Singen von Melodien und Wahrnehmen von Tonverhältnissen. Sie findet daher sehr gerne in der (Elementaren) Musikpädagogik oder der Vokal- und Chorpädagogik Anwendung. Kleine Ritual-Spiele und Übungen haben dabei eine starke und nachhaltige Wirkung.

Bereits mit Kindern im Kindergartenalter kann diese „Geheimsprache“ gesungen werden. Durch spielerische Rituale wie die Rufterz (So-Mi), später den Tönen „La“ oder „Do“ oder das Singende Erzählen und eine Verknüpfung mit der bildhaften Vorstellung der Handzeichen regt die Spielfreude der Kinder an. Ich verwende dafür sehr gerne das Bild eines Kirchturmes (oder Haus), in dem unsere Töne wohnen.


Sehr gut lassen sich kleine Solmisations-Elemente auch in Begrüßungslieder integrieren und so spielerisch mit einem bestehenden Ritual verknüpfen. Später können bald dann die Rollen getauscht werden - ein Kind zeigt eine Melodie mit den Händen, die Gruppe singt die spontane Komposition. Solmisation kann ebenso zur Erarbeitung von neuen Liedern genutzt werden, sowie zum Wiederholen bereits bekannter Melodien - nun aber auf die entsprechenden Silben. Die Melodien werden dadurch gefestigt. Dabei sollte der Grundton, also die Tonart, immer wieder gewechselt werden, um die relative Tonhöhenwahrnehmung möglichst offen zu erleben.

Sind die Kinder vertraut mit den Silben, Tonhöhen und Handzeichen, so kann die Pädagogin beginnen, auch zweistimmige Elemente mit einzubauen. Eine Gruppe singt die rechte Hand, eine Gruppe die linke Hand. Die Mehrstimmigkeit und das Hören von gemeinsam gesungenen Klängen und ihre Wirkung ist für Kinder ein großartiges Erlebnis.


Ziele der Solmisation


Durch Solmisation können unter anderem

  • das inneres Hören und die innere Tonhöhenvorstellung

  • die Intonationssicherheit

  • die Tonhöhenproduktion und das Halten der Stimme

  • das Intervallsingen

  • das Transponieren von Liedern

geschult werden.


Solmisation bei Dodo

"Dodo’s Lied" geht von der Tonleiter und der Silbe „Do“ für den Grundton aus, könnte also auch in Anknüpfung an Solmisation mit Kindern erarbeitet werden.


Habt ihr gewusst, dass der Name „Dodo“ ursprünglich auch aus dieser Idee entstand? Das erste Intervall von "Doooo-dooooo", eine Oktave, ist also die singende Darstellung ihres Namens.



Literaturempfehlungen zur Solmisation


Martin Losert: Die didaktische Konzeption der Tonika-Do-Methode. Geschichte – Erklärungen – Methoden.

Malte Heygster und Manfred Grunenberg: Handbuch der relativen Solmisation.

Edwin E. Gordon: Taking a Reasonable and Honest Look at Tonal Solfege and Rhythm Solfege.

Axel Christian Schullz: do, re, mi – was ist das? Relative Solmisation kompakt und übersichtlich erklärt.

Christiane Wieblitz: Lebendiger Kinderchor.




 

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Auf bald,


Eure Marie & Marie & Dodo (die Ohrenspielerei)



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