Eine Pause braucht doch jeder einmal - und so auch Dodo auf ihrer Suche nach Musik! Denn bei so vielen neuen Melodien und wunderbaren Klängen schadet ein bisschen Ruhe und Stille bestimmt nicht. In Folge 6 “Dodo macht Pause” findet sie auf ihrer Reise eine kleine Höhle, in der sie sich Zeit nimmt, die vielen Eindrücke der bisherigen Länder zu verarbeiten und entdeckt durch die Stille sogar neue musikalische Möglichkeiten!
Die Pause und Stille-Momente sind nicht nur im alltäglichen Leben von Bedeutung, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Musik. Würde Musik ganz ohne Pausen erklingen, können wir uns das so vorstellen, als würde jemand ohne Punkt und Komma mit uns sprechen.
Wo holen wir Luft oder wie wissen wir, dass ein Satz zu Ende gesprochen ist? Wo bleibt da die Spannung?
Durch Pausen in der Musik schaffen wir es also, Spannungen aufzubauen, Phrasen voneinander zu trennen und wie beim Sprechen in einen besseren Austausch mit unseren Mitmusikern und Mitmusikerinnen zu gehen.
Besonders in der Improvisation - was das Thema unseres letzten Blogbeitrags war - trifft dies zu. Pausen ermöglichen es, als Musiker:in selbst in den Zuhör-Modus zu gelangen und so bei unserem nächsten Einsatz auf das gerade Gehörte zu reagieren. All das hilft uns wiederum, musikalisch miteinander zu kommunizieren und aufeinander einzugehen.
Definition für PAUSE in der Musik:
“Eine genau bestimmte Zeitdauer im Takt,
in der keine Musik erklingt.”
Oder Allgemeiner gesagt:
Eine Pause ist eine zeitlich begrenzte
Unterbrechung eines Vorganges.
Die unterschiedlichen Pausen notiert
Genau wie bei den Noten, gibt es auch für jede Pausenlänge ein eigenes Zeichen. Die Pausenwerte sind hier ebenso stufenweise aufgebaut wie die Notenwerte.
(aus: https://noten-lesen-lernen.de/wissen-2-takt-notenwerte-pausenwerte/)
Was entdecken wir in der Stille?
Eine ganz große Pause in der Musik gibt es natürlich auch - wenn wir uns über einen längeren Zeitraum zur Stille hinwenden. Eines der bekanntesten Beispiele für “Stillekompositionen” ist das Stück 4'33 von John Cage.
Ein Pianist betritt die Bühne, bereitet sich auf das Spiel vor, indem er die Noten auflegt, den Klavierdeckel öffnet und fokussiert beginnt... nichts zu tun. Das Publikum wartet gespannt darauf, dass er am Klavier zu spielen beginnt - aber nichts passiert. Nach 4 Minuten und 33 Sekunden der Stille steht der Pianist auf, verbeugt sich und verlässt die Bühne.
Mit dieser Komposition wollte Cage aufzeigen, dass absolute Stille nicht existiert und alle Klänge um uns herum zu Musik werden können. Er wollte sein Publikum darauf aufmerksam machen, dass, was sie als Stille bezeichneten, voll von unabsichtlichen Geräuschen und Klängen war - sie mussten nur einmal richtig hinhören. Angefangen von Geräuschen außerhalb des Konzertsaal wie Regen und Wind wurde das Publikum selbst zu Klangerzeugern - und so Teil der Aufführung. Ein unruhiges Rutschen auf dem Stuhl, ein Räuspern, Seufzen oder Husten, eine blubbernde Heizung im Hintergrund und vieles mehr wurde dadurch zum musikalischen Konzept. Und jedes Mal, wenn 4'33 aufgeführt wird, klingt es natürlich auch völlig anders.
Tipps für musikalische Spiele mit Pausen
Pausen füllen:
Damit Kinder Pausen und ihre Dauer spüren können, gibt es mehrere Möglichkeiten diese Pausen zu füllen. In den unterschiedlichen Rhythmussprachen werden die Pausenwerte auch mitgesprochen. Zum Beispiel mit einem "Wusch", "Pst" oder mit passenden Silben wie: Pau-se = halbe Pause, Still = Viertel Pause
In einem Lied bietet es sich auch an, dass die Pausen mit Gesten oder Bewegungen gefüllt werden, sodass die Kinder die Stille wahrnehmen können, aber durch die Bewegung genau wissen, wie lange die Pause andauert. Dies nennt man auch (bewegte) Aktionspausen.
Aktionspausen können übrigens auch mit Klanggesten oder Instrumentalklängen gefüllt werden.
Besonders Lieder wie "Mein Hut der hat 3 Ecken" oder "Auf der Mauer auf der Lauer sitzt 'ne kleine Wanze" nutzen die Aktionspausen-Idee. Mit jedem Durchgang wird eines der Wörter durch eine Pause / Bewegung ersetzt und nicht mehr (laut) gesungen. Die Kinder nehmen die Pause wahr und durch das Füllen mit mit Gesten werden sie körperlich erfahrbar.
Weitere Lieder mit Pausen:
Das Auto von Lucio
Jetzt fahren wir übern See
Hi, Servus, Hallo (M. Forster)
Hört mal wie das klingt (M. Burger/A. Stabe) -> vgl. Folge 3 "Dodo im Land der 1000 Dinge"
Stille Kompostion wie John Cage:
Auch mit Kindern kann eine Hör- und Stilleübung im Stile von John Cage gemacht werden. Die Lehrperson legt eine Zeit fest, in der die ganze Gruppe nur hört, welche Klänge und Geräusche sie wahrnehmen. In einer Musikschule sind das vielleicht andere Instrumente, Geräusche von Bewegung, ein Uhrenticken, und und und. Nach der festgelegten Zeit werden die Erfahrungen im Kreis miteinander geteilt.
Die Höreindrücke der Kinder können festgehalten und die Übung wiederholt werden. Anschließend könnten die notierten Geräusche sogar zu einer Komposition inspirieren, in der die Kinder die wahrgenommenen Klänge nachahmen oder auf Musikinstrumenten neu interpretieren. So wird aus Stille ein klingendes Musikstück.
Stille und Pausen in Bewegungs-Angeboten:
Stopptanz
Eine Musik vom Band läuft oder die Pädagogin spielt live für die Kinder. Sobald die Musik stoppt bleiben alle wie eingefroren stehen - so lange, bis die Musik wieder einsetzt. Die Pädagogin kann nun mit der Länge der Pausen spielen und die Kinder mal ganz kurz und mal länger warten lassen. Die Spannung steigt, je länger die Pause andauert. Und durch die plötzlichen Pausen sind die Kinder angeregt, immer genau hinzuhören - es könnte ja gleich eine Pause kommen.
Entspannung und Ruhe-Phasen mit Kindern
Wenn wir viel erlebt haben, brauchen wir auch immer mal wieder Ruhephasen, um die vielen Eindrücke verarbeiten zu können. Nach einer bewegten Musik- und Tanzstunde beispielsweise kann eine kleine Entspannungs-Runde angehängt werden, in der sich alle einen gemütlichen Platz im Raum suchen und zu lauschen beginnen. Vielleicht gibt es ganz leise Musik im Hintergrund, aber der Fokus liegt vor allem im Hineinhören und Ruhig-Werden. Mit geschlossenen Augen klappt das besonders gut. Die Kinder kommen wieder zur Ruhe und werden achtsamer auf Geräusche und Klänge in ihrer Umgebung.
Solch kleine Ruhepole können in Einrichtungen auch durch spezielle "Stille- und Ruhe-Oasen" etabliert werden. Ein Kopfhörer bietet dabei ggf. eine Möglichkeit, die Geräusche des Raumes und der anderen Kinder auszublenden und die kleine Pause intensiv zu genießen.
Dodo macht Pause:
So, wenn ihr jetzt mehr über Pausen erfahren wollt, dann begleitet Dodo doch gleich mal auf ihrer Reise in den zauberhaften Berg mit dem türkisblau schimmernden See. In jeder Pause und jeder Stille wird Musik in Dodo und dir geweckt. Viel Freude dabei!
Weitere Eindrücke und Literaturvorschläge:
https://kinder.wdr.de/radio/diemaus/audio/diemaus-musik/audio-mit-power-und-pause-100.html (Ein Podcast über Pausen in der Musik mit der Maus, dem Elefanten und vielen mehr...)
Dorothee Kreusch-Jakob - Lieder aus der Stille // Stille-Übungen mit Kindern
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Auf bald,
Eure Marie & Marie & Dodo (die Ohrenspielerei)
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